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Kategorie: Blog

»Das Pony braucht noch einen Partyhut.« Ein Feedbackgespräch.

Skizze von einem Teil der Warteschlange aus »Hallo, ist hier hinten?«

»Hallo, ich wollte noch was wegen der Warteschlange fragen.«

Am Telefon ist Conni Hladej, die Programmleiterin vom Nilpferd-Verlag. Das Buch, an dem wir gemeinsam arbeiten, steckt noch so sehr in den Kinderschuhen, dass es noch nicht mal einen Titel hat. Übergangsweise nennen wir es Warteschlange.
Ein Bilderbuch soll es werden, oder auch ein Wimmelbuch, oder irgendwas dazwischen … jedenfalls geht es um’s Schlangestehen. Doch, und ob das spannend ist!
Man bewegt sich Seite für Seite an einer Warteschlange entlang und erlebt wie nebenbei kleine Geschichten. Manchmal muss man vor- und zurückblättern, Zusammenhänge zwischen den Anstehenden erkennen, wird auf’s Glatteis geführt, hat aber dann doch (hoffentlich) zahlreiche »Ach so!«-Momente. Aber ganz soweit sind wir noch nicht. Feedbackgespräch.

(…)

Hassos Frauchen und das Pony, noch ohne Partyhut

»Ich hab mir alles nochmal ganz genau angeguckt«, beginnt Conni, »Hassos Frauchen hat ja festgestellt, dass er den Kopf aus dem Halsband gezogen hat und abgehauen ist. Zwei Seiten später sieht man, wie er einen Ball zerbeißt – da hat er aber das Halsband um. Das müsstest du ändern, bitte.

Der entflohene Hasso, noch mit Halsband.

Und das Paar mit dem Pony an der Leine … da ist noch nicht klar genug, dass die zur Geburtstagsfeier möchten. Vielleicht braucht es noch einen Partyhut oder so. Den könnte man dem Pony aufsetzen, was meinst du? … Bist du noch dran?«
»Äh, ja, entschuldigung, ich schreibe mit, da vergesse ich immer zu antworten.«
Ich notiere: Hasso Halsband weg Pony deutlicher Partybezug Hut aufsetzen

 

Hallo ist hier hinten Lena Hesse
Pony später in der Reinzeichnung. Mit Partyhut.

(…)

Eine Taube unterhält sich mit einer geflohenen Krabbe

»Ein paar Sachen hab ich noch ganz verstanden. Zum Beispiel: Wo kommen die ganzen Krabben her?«
»Die waren im Eimer vom Angler und sind geflüchtet. Darum guckt die eine auch so verstohlen und die andere weiter mittig im Buch versteckt sich in dem Mülleimer«, erkläre ich nüchtern.
»Mülleimer? Ah, jetzt seh ich sie. Sie unterhält sich mit der Taube!«
Ich freue mich. So hab ich mir das vorgestellt.
mehr Krabben funktionieren gut 

Banksy-Zitat aus Versehen

(…)

»Und dieser Herzluftballon, ist der dem Ballonverkäufer auf der vorletzten Seite abhanden gekommen?«
»Ganz genau!«
»Ist das ein Banksy-Zitat?«
»Nein, wieso?«
»Keine Anspielung auf das Ballon Girl
»Oh. Ja. Nein. Also – das ist Zufall.«
Banksy Ballon Girl zitieren erlaubt? Urheberrecht
(Kurze Antwort: Ja, das darf man. Lange Antwort hier nachzulesen)
(…)

Der Vater von Seite 16

Jetzt bin ich dran. In der letzten Woche hatte ich einen Zwischenstand der Warteschlange zum Testlesen im Freundeskreis herumgeschickt. Ich schaue auf meine Notizen. Ganz oben steht:
Mehr Mütter?
Ich fange an: »Jemand fand, dass das klassische Familienmodell unterrepräsentiert sei.«
»Unterrepräsentiert?«
»Ja. Wir haben irgendwie nur Alleinerziehende in der Warteschlange. Vor allem alleinerziehende Väter.«
»Ist mir gar nicht aufgefallen. Aber wo du es sagst … der arme Vater auf Seite 16, der könnte ohnehin ein wenig Hilfe gebrauchen, bei den vielen Kindern. Willst du dem noch eine Mutter dazu malen? Und wo wir gerade bei der Szene sind: Ist die Hummel nicht etwas groß?«
Armen Vater helfen mit Mutter Hummel zu groß

Wir reden über fast jede Figur im Buch. Die Möbelpacker, die außerirdischen Touristen, der Mann mit der dicken Katze, die Ringeltaube mit dem Gipsbein. Sie sind alle alte Bekannte, im wahrsten Sinne des Wortes: Connis Hund  Chili kommt als Sidekick in der Geschichte vor. Viele Charaktere haben verblüffende Ähnlichkeit mit meiner Familie oder meinen Freunden. Eine Freundin taucht sogar mehrfach auf, allerdings in Fragmenten: Mal zeichne ich ihre Hose, mal ihren Kinderwagen, mal nur eine Tasche, die sie immer trägt, mal eine Frisur, die sie früher mal hatte.
Am Ende des Gesprächs hat Warteschlange sogar einen richtige Namen:
»Hallo, ist hier hinten?« soll das Baby Buch heißen.

Hallo, ist das hier hinten – erste Coverskizze

Ein paar Tage später sind die Korrekturen und auch ein erster Coverentwurf gemacht.
Schrittchen für Schrittchen geht es voran.
Passt ja. Ist wie beim Schlangestehen.

Cover von »Hallo, ist hier hinten?«

 



Edit vom 27. Februar 2020: »Hallo, ist hier hinten« ist inzwischen gedruckt und im Buchhandel. Zum Beispiel bei der Buchkönigin oder Odradek in Berlin, beim Bücherwurm in Hallenberg, Rosta in Münster oder der Schatzinsel in Solingen. Und online, aber da wissen ja alle, wo sie suchen können. 

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Adieu, Schöneberg.

Sieben schöne Jahre haben Julia Dürr und ich hier verbracht, zahlreiche Bilder und Bücher sind hier entstanden.
Seit dem 31.8. ist Schluss.
Unser Vertrag läuft aus, der neue Eigentümer will 3½ mal so viel Miete wie zuvor.
»Aber was ist mit der Mietpreisbremse?«, haben uns Freunde gefragt. »Und dieser Mietendeckel, von dem gerade alle reden? Das geht doch gar nicht?!«
Doch, geht. Gewerbemieten sind weder gebremst noch gedeckelt.
Was das langfristig für Berliner Kleinstbetriebe bedeutet, liegt auf der Hand.
Wir sind dann erstmal im Homeoffice.

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Drawer’s High and Low – Die #comicaday-Challenge

Was tun mit so viel Hitzefrei?
Schlauchboot fahren gehen? Die Abende mit gekühlten Getränken am Landwehrkanal ausklingen lassen? Oder sich für den Rest des Sommers auf eine Datsche zurückziehen?
Nicht doch. Nichts liegt schließlich näher als an einer Comic-Challenge teilzunehmen!
Ein Comic pro Tag, jeden Tag ein anderes Thema.
Lizz Lunney, deren Arbeit ich schätze und folge, hatte zu comic-a-day-august aufgerufen und auch direkt Keywords für den ganzen Monat mitgeliefert:

(Falls sich jemand fragt, wie man den 31. August bespielen soll – das ist ein Joker. Man darf zeichnen, was man will.)

Nun ist es wohl Zeit für ein Geständnis. Das Geständnis, wenn man so will: Ich zeichne nämlich privat nicht besonders viel.
Zeichnen ist mein Beruf und ich liebe es, ihn auszuüben. Aber ich habe nicht diesen ständigen inneren Drang, meine Welt auf Papier festzuhalten. Neidvoll beobachte ich einige Kollegen, die immer und überall Stifte und Aquarellkasten auspacken und scheinbar mühelos und nebenbei eine schnelle Skizze hinlegen, egal ob im Kreuzberger Café oder im wackeligen Sammeltaxi in Georgien.
Ich dagegen kann mühelos eine ganze Woche keinen Strich machen, ohne dass meine Fingern zu kribbeln beginnen.
Einerseits. Andererseits:
Immer, wenn ich mich dann aufraffe – und es ist tatsächlich ein »Aufraffen« – dann macht es mich sehr froh.
Was kann ich also davon erwarten, wenn ich einen Monat lang jeden Tag einen Comic zeichne?
Richtig: 31 glückliche und beseelte Tage. (Und immerhin standen die Keywords ja schon fest, also könnte ich heimlich vorarbeiten.)

Ich habe natürlich vorbereitende Stil-Recherche betrieben. Ich untersuchte die Arbeit von Schnellzeichnern und Skizzenbuchgurus, allen voran Mike Lowery und Frollein Motte (von der mir bekannt ist, dass sie kein Radiergummi besitzt!). Wie macht man mit möglichst wenig Zeit und möglichst wenig Aufwand ein Bild, dass andere sich gern anschauen? Vielleicht so:

  • Die Hälfe der Farben genügt
  • Die Skizze ist näher an der Reinzeichnung, als man denkt
  • Vier Finger pro Hand reichen vollkommen aus

Ich legte ferner zwei Stunden am sehr frühen Morgen fest, in denen ich mich mit #comicaday befassen würde. Nach Kaffee und Hunderunde, aber noch bevor die Sonne auf meinen heimischen Schreibtisch schien und es dort zu heiß zum Arbeiten würde – das ist nicht übertrieben, es ist immer noch Sommer in Berlin!

#comicadayaugust Tag 3: #DUCK

Tag 1 fiel mir leicht.
Und Tag 2 erst!
An Tag 3 fiel mir erst nichts ein (Keyword #DUCK), aber dann passierte das, was ich bis heute für meinen besten Comic des Monats halte. Ich zeichnete ihn nebenbei am Küchentisch, während ich mich mit meinem Besuch und meiner Mitbewohnerin unterhielt. Erst später merkte ich, wie gut er war. Alles stimmte: Storyline, Figuren, Farben. Ein wunderbares Versehen. Ein magischer Moment. Ich war von mir selbst hingerissen. Und kurz darauf entsetzt, denn: Alles, was danach kam, musste sich jetzt hieran messen lassen. Herrjeh.
Ab Tag 5 sprengte ich bereits die vorgesehenen zwei Morgenstunden.
Ab Tag 7 aß ich ausschließlich Haferflocken mit Milch und Bananen, um mehr Zeit zum Zeichnen zu haben.
Meine Studiokollegen legten mir ab Tag 9 wortlos und mit sorgenvollem Blick Joghurtschokolade und Weintrauben neben das Grafiktablett. Ich hatte ganz eindeutig ein »Drawers High«. Ich mochte, was ich mir ausdachte und zusammenzeichnete. Mein Privatleben lag zwar brach, aber ich war glücklich. Und verlor mich in Details.

#comicaday No 11: #RAIN

Dann kam das zweite Augustwochenende und irgendwas in meinem Gehirn rastete ein. Oder aus. Ich weiß nicht genau. Für den Vier-Panel-Comic zum Keyword #RAIN brauchte ich rund fünf Stunden.

Fünf Stunden an einem Samstagnachmittag. Während draußen die Sonne und das Leben tanzte. Am Abend tat mir alles weh. Wie konnte etwas so skizzenhaft und leicht aussehen, aber so schwer sein? Und warum war es noch vor ein paar Tagen so einfach gewesen?

 

 

 

12 - emotions
#comicadayaugust Tag 12: #EMOTIONS

 

Ich trank am Abend etwas zu viel Wein, vielleicht war es auch Pastis, legte mich aufs Bett, ergab mich Erschöpfung und Selbstzweifeln und schlief mir die Dämonen aus Kopf.

Das Keyword am Folgetag war #EMOTIONS. Ich war in weniger als 45 Minuten fertig.

Inzwischen ist Tag 18. Ich habe bisher kein Keyword verpasst, werde aber auch keinen sonnigen Nachmittag mehr verpassen.

Auch habe ich noch kein Patentrezept gefunden, wie sich das passende Maß aus Anspannung und Entspannung ansteuern und halten lässt. Aber immerhin weiß ich inzwischen, dass ich eher die Tendenz habe, »zu viel zu wollen« als mal »Fünfe gerade sein zu lassen«. Auch deshalb schreibe ich diesen Blogpost: Als Reminder an mich selbst. Um sicher zu gehen, dass ich früh genug merke, wenn ich mich verzettele.



Wer sehen möchte, was bisher zum #comicadayaugust entstanden ist, der folge diesem Link zu meinem Instagram-Account.
Ich werde aber Anfang September zusätzlich alle Bilder aus der Challenge in eine nutzerfreundliche Galerie einsortieren und hier ins Portfolio stellen.

 


… hier könnt ihr euch übrigens die Bilder einiger folgenswerter Mitstreiter anschauen:

  • Danny Noble – dem ich schon deshalb verfallen bin, weil sein Hund in jedem seiner Comics vorkommt
  • Jo Berry – ein ganzer Monat Bildergeschichtenträume aus dem Schwimmbad und außerdem eine hinreißende Farbwelt
  • Lizz Lunney – Ideengeberin, Chefin und Meisterin poetischen Humors in linienbetoner Simplizität
  • Joanna Winograd – Hier lohnt es sich, weiiit nach unten zu scrollen. Joanna macht nicht nur tolle Comics, sondern auch schicke Frida-Kahlo-Portraits.
  • Sam Schäfer – dessen Humor ich spätestens seit seinem #duck-Comic verehre. Was für ein Kopf!

So. Fertig. Flugmodus. Habt alle einen schönen Samstag!

 

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Bologna, bella Bologna

Die diesjährige Kinderbuchmesse in Bologna habe ich um einen Mini-Urlaub erweitert und kann mir selbst dafür nicht genug auf die Schulter klopfen … so schön war es. Hier ein visueller Reisebericht, mit dem ich meinen Instagram-Account gefüttert habe. Eine Woche Italien in zehn Quadraten.

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»STOPOVERS« Jahreskalender 2018

Die Zeit zwischen November 2016 und Juli 2017 habe ich vorwiegend zwischen Berlin und Spanien verbracht.
Unterwegs sind erst Fotos und Bleistift-Skizzen entstanden … schließlich nur noch Bleistift-Skizzen, da meine Kamera den Geist aufgab. Einige Skizzen wurden erwachsen und bekamen Farbe.

Meine Favoriten habe ich nun zu einem Kalender für das vielversprechende Jahr 2018 zusammengetragen. Passend zum Entstehungsprozess heißt er STOPOVERS.
Er kann hier im Shop bestellt werden  – oder schreibt mir einfach eine Mail.
Edit: Der Kalender ist vergriffen.

Details
° Preis: 20,18 EUR
° Format: 210 x 210 mm
° Digitaldruck auf matt gestrichenes auf 300-Gramm-Papier
° Mit Spiralbindung und -aufhängung
° 14 Seiten (Deckblatt, Einleitungsseite, 12 Monatsseiten)
° Kleinstauflage von 50 Stück, alle nummeriert und signiert
° Versand innerhalb Deutschlands 1,90 EUR

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